Hämostase infolge einer Venenklappenstenose
Hämostase infolge einer Venenklappenstenose
Vorbericht
Ein fünfjähriger Warmblutwallach zeigte seit einiger Zeit nach dem Weiden eine Schwellung im Bereich der linken Ganasche, sowie ein vermehrtes Hervortreten der linken Vena jugularis (Halsvene). Vorberichtlich lagen keine Hinweise auf eine Infektion (systemisch, lokal) oder ein Trauma (iatrogen, exogen) vor.
Klinische Untersuchung
In der Eingangsuntersuchung wurde eine vermehrte Venenfüllung der linken Vena jugularis, einhergehend mit geringgradigen Stauungserscheinungen der Gefäße im Bereich des Kopfes festgestellt (Abb. 2). Palpatorisch war die Vene in den kranialen 2/3 hochgradig gestaut, jedoch nicht vermehrt warm oder schmerzhaft. Lediglich im kaudalen Drittel war sie eingeschränkt anstaubar mit einem deutlich verzögerten Blutabfluss.
Weiterführende Untersuchung
In der endoskopischen Untersuchung der oberen Atemwege und der Luftsäcke wurden keine pathologischen Befunde erhoben. In der sonographischen Untersuchung zeigte sich eine Stase des Blutflusses auf der gesamten Venenlänge mit einer deutlich turbulenten Strömung kranial einer stenotischen Venenklappe kurz vor der Apertura thoracis (Abb. 3). Die Klappenanteile stellten sich hyperechogen und geringgradig verdickt dar (Abb. 3, 4). Kaudal der Klappensegel war eine geringgradige Verdickung der Venenwand sichtbar. In der labordiagnostischen Untersuchung lagen keine Referenzwertabweichungen vor.
Diagnose
Der vorgestellte Wallach litt unter einer Hämostase infolge einer Venenklappenstenose als Folge einer Endophlebitis ungeklärter Genese.
Therapie
Der Wallach erhielt eine antiphlogistische Therapie über eine Woche, sowie eine Lösung zur Verminderung der Thrombozytenaggregation über drei Wochen. Bei der Kontrolluntersuchung am Tag 21 wurde lediglich eine geringgradige Verbesserung der Symptomatik festgestellt.
Diskussion
Venenklappenstenosen stellen in der Humanmedizin ein häufig diagnostiziertes Krankheitsbild, insbesondere im Bereich der Beinvenen, aber auch im Bereich der Vena jugularis dar. Nach Wissen der Autoren sind Venenklappenstenosen beim Pferd bisher nicht beschrieben.
Bei hämodynamischen Auswirkungen kommen in der Humanmedizin der chirurgische Bypass oder die Ballondilatation als Therapieoptionen zur Anwendung. Insbesondere eine Ballondilatation wäre auch beim Pferd denkbar, jedoch birgt die hierdurch gesetzte Intimaläsion erneut das Risiko einer Thrombosebildung. Im beschriebenen Fall wurde aufgrund der uneingeschränkten Nutzbarkeit des Pferdes von invasiven Maßnahmen abgesehen.